In der heutigen digitalen Welt spielt Cybersicherheit eine immer wichtigere Rolle. Mit der zunehmenden Komplexität von Anwendungen und Netzwerken wird es für Entwickler und Sicherheitsexperten unerlässlich, potenzielle Sicherheitslücken bereits in der Entwurfsphase zu erkennen. Eines der etablierten Frameworks zur Identifizierung von Sicherheitsbedrohungen ist das STRIDE-Modell. In diesem Blogbeitrag möchten wir dir einen Überblick darüber geben, was STRIDE ist, welche Bedrohungen es abdeckt und wie es dir helfen kann, deine Systeme besser zu schützen.

Was ist das STRIDE-Modell?
- Tampering (Manipulation)
- Repudiation (Abstreitbarkeit)
- Spoofing (Vortäuschung)
- Information Disclosure (Informationsoffenlegung)
- Denial of Service (Dienstverweigerung)
- Elevation of Privilege (Rechteausweitung)
Das STRIDE-Modell ist eine Methode, die von Microsoft entwickelt wurde, um Bedrohungen in Softwaresystemen zu identifizieren und zu klassifizieren. Es ist ein Akronym, das für sechs verschiedene Arten von Sicherheitsbedrohungen steht:
Jede dieser Kategorien repräsentiert eine spezifische Art von Angriff, der auf ein System abzielt. Lassen uns einen genaueren Blick auf die einzelnen Bedrohungskategorien werfen.
Die sechs STRIDE-Bedrohungen im Detail
1. Spoofing (Vortäuschung)
Spoofing bezieht sich auf den Versuch eines Angreifers, sich als eine andere Entität auszugeben. Dies kann durch das Fälschen von Benutzeranmeldeinformationen, IP-Adressen oder anderen Identitäten geschehen. Ein Beispiel ist das Phishing, bei dem ein Angreifer vorgibt, eine vertrauenswürdige Organisation zu sein, um an sensible Informationen zu gelangen.
Mögliche Schutzmaßnahmen:
- Starke Authentifizierungsmechanismen wie Zwei-Faktor-Authentifizierung
- Digitale Zertifikate und sichere Identitätsprüfung
2. Tampering (Manipulation)
Manipulation bezeichnet die unerlaubte Veränderung von Daten oder Code. Ein Angreifer könnte beispielsweise die Datenbank eines Unternehmens kompromittieren und deren Inhalte ändern oder schädlichen Code in ein Softwarepaket einschleusen.
Mögliche Schutzmaßnahmen:
- Integritätsprüfung durch Hashing und Signaturen
- Verwendung von Verschlüsselung zum Schutz von Daten
3. Repudiation (Abstreitbarkeit)
Repudiation bedeutet, dass ein Benutzer eine Aktion abstreiten kann, die er tatsächlich durchgeführt hat. Wenn ein System nicht in der Lage ist, solche Aktionen zu protokollieren oder nachzuweisen, kann der Benutzer beispielsweise leugnen, dass er eine bestimmte Transaktion ausgeführt hat.
Mögliche Schutzmaßnahmen:
- Implementierung von Protokollierungs- und Audit-Mechanismen
- Verwendung von digitalen Signaturen zur Nachweisführung
4. Information Disclosure (Informationsoffenlegung)
Informationsoffenlegung bezieht sich auf das ungewollte Preisgeben von vertraulichen Informationen. Dies kann durch unsichere Kommunikation oder unsachgemäße Handhabung sensibler Daten geschehen. Beispielsweise könnten sensible Benutzerinformationen unverschlüsselt über das Internet übertragen werden.
Mögliche Schutzmaßnahmen:
- Verschlüsselung von Daten bei der Übertragung und im Ruhezustand
- Zugriffskontrollen, um sicherzustellen, dass nur autorisierte Personen Zugang zu vertraulichen Informationen haben
5. Denial of Service (Dienstverweigerung)
Denial of Service (DoS)-Angriffe zielen darauf ab, ein System so zu überlasten, dass es legitimen Benutzern nicht mehr zur Verfügung steht. Ein Angreifer könnte etwa eine Website mit einer Flut von Anfragen überhäufen, sodass diese abstürzt oder nicht mehr reagiert.
Mögliche Schutzmaßnahmen:
- Implementierung von Lastverteilung (Load Balancing) und Anti-DoS-Maßnahmen
- Überwachung und Begrenzung von Anfragen pro Benutzer
6. Elevation of Privilege (Rechteausweitung)
Rechteausweitung tritt auf, wenn ein Angreifer Zugriff auf ein System erhält und es ihm gelingt, höhere Berechtigungen zu erlangen, als ihm ursprünglich zugewiesen wurden. Dadurch kann der Angreifer kritische Aktionen ausführen, die nur privilegierten Benutzern vorbehalten sind.
Mögliche Schutzmaßnahmen:
- Strikte Zugangskontrollen und das Prinzip der minimalen Rechtevergabe
- Regelmäßige Sicherheitsüberprüfungen und Patch-Management
Warum ist das STRIDE-Modell wichtig?
Das STRIDE-Modell hilft Entwicklern und Sicherheitsteams, potenzielle Schwachstellen in einem System bereits in der Planungsphase zu identifizieren. Durch die Kategorisierung von Bedrohungen können sie gezielte Sicherheitsmaßnahmen ergreifen, um diese Bedrohungen zu minimieren. Ein großer Vorteil von STRIDE ist, dass es sich auf verschiedene Arten von Systemen anwenden lässt, egal ob es sich um eine Webanwendung, eine mobile App oder eine Unternehmenssoftware handelt.
Anwendung von STRIDE in der Praxis
Um STRIDE effektiv anzuwenden, empfiehlt es sich, sogenannte Threat Modeling Sessions durchzuführen. In diesen Sitzungen arbeiten Entwickler und Sicherheitsexperten zusammen, um die Architektur eines Systems zu analysieren und mögliche Bedrohungen zu identifizieren. Mithilfe des STRIDE-Modells können sie strukturiert durch den Entwurf des Systems gehen und die notwendigen Sicherheitsvorkehrungen festlegen.
Ein weiteres nützliches Werkzeug in Kombination mit STRIDE ist die Erstellung von Data Flow Diagrams (DFDs). Diese Diagramme zeigen, wie Daten durch das System fließen und wo potenzielle Angriffspunkte liegen könnten. Sobald diese Punkte identifiziert sind, wird jede Bedrohungskategorie des STRIDE-Modells auf die verschiedenen Teile des Systems angewendet.
Fazit
Das STRIDE-Modell ist ein leistungsfähiges Werkzeug, um Sicherheitsbedrohungen in der Softwareentwicklung zu identifizieren und zu klassifizieren. Es bietet eine strukturierte Herangehensweise, um sicherzustellen, dass alle relevanten Bedrohungen berücksichtigt werden und dass geeignete Maßnahmen ergriffen werden, um diese abzumildern. Durch die Anwendung von STRIDE in Kombination mit anderen Sicherheitsmethoden wie der Verschlüsselung und dem Prinzip der minimalen Rechtevergabe kann die Sicherheit moderner Systeme erheblich verbessert werden.
Wenn du ein Entwickler oder Sicherheitsexperte bist, der seine Systeme sicherer machen möchte, ist das STRIDE-Modell ein unverzichtbares Werkzeug in deinem Arsenal.